Das Sonett

geschrieben von Thomas Rackwitz (17.08.2002)


Entstehung:

Das Sonett (sonetto oder auch Klinggedicht genannt) entstand im 13.Jahrhundert in Italien. Ursprünglich wurden Sonette mit musikalischer Begleitung z.B. durch die Mandoline vorgetragen. Es hat eine vorgeschriebene Länge von 14 Zeilen, die in allen europäischen Literaturen verbreitet ist. Zunächst bestand das Sonett aus zwei Strophen, die erste mit einer Länge von 8 Zeilen (These) und die zweite mit einer Länge von 6 Zeilen (Antithese). Danach entwickelte sich das Sonett v.a. durch Petrarca (1304-74) weiter. Jener verfasste über 300 Sonette und verhalf dem Sonett mit einer neueren Struktur zu neuer Blüte in der Renaissance. Danach entstand die auch noch heute übliche Struktur von 4 Strophen, mit zwei Quartetten und zwei Terzetten.


Bauformen des Sonett:

Italienischer Petrarca Typ:
(These + Antithese = Synthese)

1) alternierender Oktavbau und zwei Sextettordnungen

*abab/abab/cdc/dcd* oder
*abab/abab/cde/cde*

2) umschlingender Oktavreim und zwei Sextettordnungen

*abba/abba/cdc/dcd* oder
*abba/abba/cde/cde*


Französischer Ronsard-Typ:

umschlingender Oktavreim und zwei Sextettanordnungen

*abba/abba/ccd/eed*
*abba/abba/ccd/ede*


Englischer Shakespeare-Typ:

drei alternierend reimende Quartette und ein Reimpaar (Couplet)

*abab/cdcd/efef/gg*


Geschichte des Sonett:

Die beiden Hauptformen sind das italienische (petrarkische) und das englische (shakespearische) Sonett. In Italien entwickelte es sich aus der Strophenform der Kanzone oder dem italienischen Volkslied am Hof Kaiser Friedrichs II. in Palermo und wurde später von toskanischen Dichtern, vor allem Dante Alighieri, weiterentwickelt. Guittone d'Arezzo wurde zum ersten bedeutenden Sonettdichter. Allerdings wurde er durch Petrarca um Längen übertroffen. In dessen "Canzoniere" um 1327 fanden sich sogar 317 Sonette (Shakespeare brachte es in seinem gesamten Leben nur auf 154 Sonette). Torquato Tasso machte sich neben seiner epischen Produktion ebenfalls als Dichter von Sonetten einen Namen. In den slawischen Literaturen und in Deutschland blieb das Sonett von zweitrangiger Bedeutung, abgesehen von einigen Dichtungen Goethes, Heinrich Heines, August von Platens oder Rainer Maria Rilkes. Insgesamt erwies sich die Dichtungsform als sehr variables Schema, das vorrangig in der Erlebnisly!

rik Verwendung fand. Bis Ende des 18. Jahrhundert verlor das Sonett in der englischen Dichtung spürbar an Bedeutung, erlebte hingegen in der Romantik eine neue Blüteperiode. Als wichtigster Sonettdichter dieser Epoche gilt William Wordsworth, gefolgt von Samuel Taylor Coleridge, Percy Bysshe Shelley und John Keats. Das Sonett fand im 20. Jahrhundert nur noch spärlich Verwendung. Den wohl bedeutendsten modernen Sonettzyklus schuf Rainer Maria Rilke mit Sonette an Orpheus (1923).


Besonders schwierige Formen des Sonett:

Sonettkränze:

Diese Form setzt sich aus 14 Sonetten zusammen (196 Zeilen), von denen jeweils der erste Vers gleich dem letzten des vorherigen Sonette ist. Der letzte des 14. entspricht dem ersten des ersten.


Doppelsonette:

Auch diese Form ist besonders schwierig, da sie neben den Außenreim, noch einen Mittenreim im Sonettformat besitzt.

(innen) abba/abba/cdc/dcd (außen) effe/effe/ghg/hgh



Quellen:

http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_gat/d_lyr/lyr_txtsort/son/son_2.htm
http://zum.de/Faecher/D/Saar/gym/sonett1.htm
Abitur Wissen Literatur/ literarische Gattungen/ S.192