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Beim Masseur

Angelika Gentgen - 28.06.2003

Ich gehe regelmäßig zur Massage.
Einmal in der Woche will ich dort die von meinem Ganztagsschreibtischjob aufgebauten Verspannungen abbauen.

Doch das ist leichter gesagt, als getan.

Ich möchte einfach nur auf der Bank auf dem Bauch liegen, alle Viere von mir strecken und den Masseur kneten und walken lassen und möglichst nicht REDEN - nur geniessen.
(Ich kann das geniessen!!!)

Aber, je nachdem welches Exemplar von Masseur ich erwische (Oder erwischt er mich?), erzählt er mir sofort von der Hochzeit seiner Lieblingstante, von seinem liebestollen Goldhamster oder von den Libidoproblemen seines schwulen Freundes Karl-Otto - mit dem er, der Masseur, natürlich nichts hat, denn ER ist ja verheiratet und bei Gott nicht schwul.
Oder er erzählt mir den neuesten Witz und nächste Woche denselben noch einmal.

Selbst wenn ich kaum reagiere auf seinen Redefluß, ab und zu nur einmal "Mmh" beisteuere, scheint er nichts zu bemerken von meinen Bitte-jetzt-still-sein-Wünschen.

Dann klingelt zwischendurch noch das Funktelefon, das er ja am Mann trägt, weil, eine Hilfe, die nur an der Rezeption sitzt und sämtliche Telefonate führt und Termine abstimmt, kann er sich ja dank Seehofer nicht mehr leisten.
Ein großes Schild am Eingang weist darauf hin und bittet um Verständnis.
Das Telefon klingelt also, er sagt "Ntschuldigung", fummelt es aus seiner Hosentasche, telefoniert mit der einen Hand und mit der anderen massiert er, recht einseitig, weiter.
Die Telefonate dauern nie lange, weil, er weiß ja, dass das stört.
Und ich denke: Und dafür kriegt er jetzt auch noch Geld von mir!

Dann unterhält er sich zwischendurch mit seiner Kollegin, die über die einzelnen Kabinen hinweg leicht zu erreichen ist: "Sabine, kannst Du den Termin von Sauertopf übernehmen, dann kann ich mir nämlich gleich an der Frittenbude ein paar Pommes reinziehen?!"
Und Sabine antwortet zurück: "Ne Chefe, gleich muß ich den Müller-Thurgau vorziehen; der hat angerufen, er kommt heute früher."
Jetzt weiß ich auch das!

Und wenn ich noch - eingerollt - in meiner Fangopackung liege und keiner redet mit mir - wie schön - kriege ich auf jeden Fall die Gespräche in meinen Nachbarkabinen mit:
Herr Knüsendiekel hatte wieder ein Tischtennisturnier - wie aufregend.
Frau Piepenbrink ist vollkommen verspannt und Herr Rubens-Schönfelder soll jetzt mal den Ball fangen, den mein Masseur - denn er ist ja auch Krankengymnast und überhaupt sehr ausgebildet, weshalb ich ihn ja auch erwählt habe - ihm zuwirft.

Vor kurzem lag ich mal wieder in meiner Fangopackung, ich duselte so vor mich hin, da fing meine Nachbarin in der Nebenkabine an ein langes, ausführliches Gespräch per Handy zu führen: dass sie gerade beim Masseur sei und gleich noch zum Friseur Klöthenkötter wolle und Tante Bernhardine krank sei und der Wellensittich von ihr auch und ob es sich denn wohl um dieselbe Krankheit handele und was sie denn heute Abend koche solle....

Wie hat sie wohl ihre Arme aus dem Fangoschwitzkasten befreit um an das Handy heranzukommen?
Oder ob sie sie sich wohlweislich schon nicht hat einpacken lassen, weil, da hat man ja so schön viel Zeit zu telefonieren, wenn man nur so rumliegt.

Vielleicht sollte der Masseur noch ein Schild neben dem Seehoferschen anbringen, auf dem steht:
FANGOPACKUNGEN NUR MIT FESTEN, UNLÖSLICH EINGEPACKTEN ARMEN MÖGLICH!

Oder sollte ich einmal die Massagepraxis wechseln?

Ich werde drüber nachdenken...
bei meinem nächsten Massagebesuch, bei dem ich - eventuell - dazu komme eigene Gedanken zu Ende zu denken...





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 14.07.2004
Kategorie: Satire & Parodie

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