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Ich hätte kotzen können

Angelika Gentgen - 17.09.2005

Ich hätte kotzen können.

Warum lag mein Zimmer auch ausgerechnet über der Küche, mit nachträglich verlegten Heizungsrohren, die Luft, Geräusche und vor allem Gerüche durchließen.

Der Gestank des Sonntagsbratens drang in meine verschlafene Nase. Farbloser konnte ein Geruch nicht sein.

Spießersonntagsschweinebraten.

Ich zog mir die Decke über den Kopf und hoffte, dass man mich diesmal, nur dies eine Mal, vergessen würde.

Meine langsam erwachenden Gedanken versanken im Vorabend.
Kellerdisco, Glitter und Leonhard Cohen.
Und mein süßer neuer Freund. Whisky-Cola und sein roter VW- Scirocco.

Wir hatten noch endlos geknutscht..
Meine Mutter meinte, ich würde nie kochen lernen. Weshalb auch?
Spießersonntagsbraten?

Warum haute ich nicht mit ihm ab?
Wie weit reicht eine Spritfüllung?
Bis Oberursel?
Amerika wär` besser“

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Dort gab`s genug Fast-food-Restaurants.
Hamburger bis ans Lebensende.

Keine gottverdammte graue fetttriefende Küche.
Kein S-c-h-e-i-ß-t-ö-p-f-e-k-l-a-p-p-e-r-n.
Dazu noch RTL-Radio, so flach, dass alle am Boden rumkrochen.
Nicole mit „Ein bisschen Frieden“.

Ich stand auf, ging kotzen.

(c) Angelika Gentgen
17.09.2005





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 18.09.2005
Kategorie: Sehnsucht

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