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Befreit

Angelika Gentgen - 14.12.2004

"Wie, Du liest keine Tageszeitung?!" fragte mich vor einiger Zeit eine Freundin entsetzt.
"Nein", sagte ich "Nur samstags, aber dann mit Genuss."

"Also nein, das könnte ich nicht! Da bist Du ja gar nicht auf dem Laufenden!"
"Du, ich schaff das nicht, zeitlich."
"Andere Leute, die den ganzen Tage arbeiten gehen schaffen das auch!"
"Aber ich halt nicht!"

Mein schlechtes Gewissen hatte sie geweckt, aber gründlich.

Kurz darauf bot uns ein Zeitungsverlag an, kostenlos für einige Wochen die Tageszeitung zu abonnieren.
Es war ja schon verlockend. Es kostete nichts, und ich musste kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich das Blatt eventuell abends ungelesen ins Altpapier gab.

Ich zwang mich also täglich zu lesen.
Als der Verlag dann anfragte, ob wir das Abonnement verlängern wollten, hing ich wie ein Fisch an der Angel.
"Andere Leute schaffen das doch auch!" dachte ich.
Ich verlängerte also.

Wochenlang, monatelang las ich Abend für Abend in der Zeitung. Unser Altpapier quoll über und meine Nerven auch.

Irgendwann fragte ich mich: Warum machst Du das eigentlich? Nur ihretwillen? Ja!

Ich kündigte das Abo und freute mich schon auf den Tag, wo ich nicht mehr lesen musste.
Jetzt genieße ich wieder samstags und fühlte mich irgendwie... befreit.

Übrigens: Die neue Fritteuse in der Küche meiner Freundin wird wohl nichts mit meinem Abo zu tuen haben?





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 18.12.2004
Kategorie: Nachdenkliches

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