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leider – auch

Inge Wrobel - 02.03.2013

leider – auch


Dass wir keine klassenlose Gesellschaft sind weiß jeder, der mitten im Leben steht. Manche werden mit einem goldenen Löffel im Mund geboren – andere essen von Blechtellern. Jeder, der mit sozialen Klassenunterschieden in Berührung kommt, nimmt das je nach eigenem Standort wütend oder gelassen bis zufrieden zur Kenntnis.
Vorurteile bei der Klassifizierung sollten spätestens nach dem Tod der Klassifizierten zu Grabe getragen werden.
Natürlich ist das für Historiker und Ethnologen nicht möglich, führte das doch zu der vorschnellen Meinung, Klassenkämpfe seien sinnlos.
Im sozialistischen Klassenkampf ging es immer darum, den Privilegierten etwas von ihrem Überfluss abzunehmen, um den Armen ein besseres Leben und Überleben zu ermöglichen. Die Arbeiterklasse erhob sich gegen die sozialen Unterdrücker und verbesserte so die Lebensbedingungen für Arme und Ärmste.
Es ging nicht nur um das blanke Überleben, sondern auch um Freiheit: Freiheit der Meinungsäußerung in Wort und Schrift, Freiheit der Religionszugehörigkeit, Freiheit der Berufswahl und Inanspruchnahme der Bildungsmöglichkeiten und so weiter.
Dafür gingen in manchem sozialistischen Land die Arbeiter auf die Straße ... was nicht wenige mit dem Leben bezahlen mussten.
Im TV sah ich heute einen kurzen Ausschnitt eines Berichtes über die polnische Stadt Swinousjscie (deutsch = Swinemünde). An einem geschichtsträchtigen Platz berichtete die junge Reporterin in die Kamera hinein, wie viele Arbeiter bei einer Demonstration auf diesem Platz getötet wurden. „... leider auch Lehrer und Akademiker.“ sagte sie.
Was lernen wir daraus?: Das Klassendenken sitzt tief, wenn das Leben eines Akademikers wichtiger ist, als das eines Arbeiters.

Das Wörtchen „leider“ vermittelt den Ausdruck des Bedauerns, ist insofern ein eher positives, freundliches Wort. In Kombination mit dem „auch“ wird es zu einer Formel für Abgrenzung und kann zur Klassifizierung werden.


Inge Wrobel © 2013-03-02





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 03.03.2013
Kategorie: Politik

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