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Die Tragik des siamesischen Seepferdes - (ThierTheater)

Gabyi - 2015

Die Tragik des siamesischen Seepferdes

Es war einmal ein süßes Seepferdchen. Seepferde sind eigentlich Fische und sehr beliebte Tiere, besonders bei den Kurgästen. Die kaufen sie in den Strandpavillonen, um sie ihren Hinterbliebenen mitzubringen.
Das Tier, von dem ich berichte, ist allerdings ein ganz besonderes Exemplar. Es ist eine Laune der Natur und wahrscheinlich ein weiteres Opfer von Fukushima. Aber die Japaner sehen sich nicht gerne in der Opferrolle, das weiß jeder. Also durfte das kleine Ungeheuer weiterleben und wurde meistbietend am Strand angeboten. Es war luftgetrocknet und sorgfältig präpariert.

Es besaß zwei Köpfe und produzierte Eier für seinen Dottersackvorrat zum Spritzen in die Bauchtasche des Männchens, wo sie normalerweise vom männlichen Sp**** befruchtet werden. Diesem Einspritzen der Eier geht eine lange Balz voran. Nur dass dieses spezielle Seepferdchen mit sich selber balzen konnte, da es beide Geschlechtsmerkmale besaß.

Ein kleiner Junge in Tokio bekam dieses Zwitterwesen von seiner Kusine geschenkt, die es ihm in einem Aquarium am Strand kaufte und die leider später an einem Nierenversagen zugrunde ging. Da war der kleine Junge, der inzwischen erwachsen war, sehr traurig. Er verschickte Kondolenzkarten an die noch verbliebenen Geschwister der Kusine. So hatte es ihm sein Vater beigebracht.

Das siamesische Seepferdchen indes gab es da schon lange nicht mehr.
Es war bei einem Umzug verschüttet worden.


aus "Gabyi's Fischlexikon"


09.06.15





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 11.06.2015
Kategorie: Kurzgeschichten

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