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Die Phoz*enschüssel - (History)

Gabyi - 2017

Die Phoz*enschüssel

Als junge Studentin beschloss ich mit meinem damaligen Freund Urlaub an der Côte d’Azur zu machen. Wir fuhren mit unserem dunkelroten R4 mit Zwischenstop in Paris nach Frankreich. Auch Marseille sahen wir uns kurz an, fuhren dann nach Châteauroux und besuchten eine Freundin von mir.
Dann ging es endlich ans Mittelmeer. Wir landeten auf einem Zeltplatz in Cannes. Das Glück war perfekt. Badeurlaub an der Croisette, was will man mehr. Auch St. Tropéz wurde besucht.
Die Sonne schien vom blauen Himmel und sonst war es ähnlich wie an der Ostsee, nur die Temperatur lag etwa 14 Grad höher. Die Menschen verhielten sich vergleichbar zu uns und waren damals auch noch nicht so reich und schön.

Die Waschgelegenheit auf dem Zeltplatz war etwas frugal, aber man tat, was man konnte und was ging. Fließend kaltes Wasser war vorhanden, das kannte ich schon. Aber trotzdem störten mich die anderen Leute beim Waschen - irgendwie.
So beschloss ich ganz ungerührt wie sich später herausstellen sollte, meine Momo in jener leuchtend orangenen Plastikschüssel von Wool***th zu waschen, die wir eigens zum Abwaschen mitgenommen hatten. Ich fand das völlig normal und überhaupt nicht schlimm. Mein Freund aber doch. Er benutzte zwar die Momo, sauber war ihm aber wohl egal. Typisch, dachte ich und war etwas traurig, denn es war das erste Mal, dass eine Missstimmung zwischen uns aufkam. Und auch das dachte ich: über seine Pemelaberrationen hatte ich immer stillschweigend hinweggesehen und war nie böse auf ihn.
Von diesem Zeitpunkt an hieß es bei uns nur noch "Phoz*enschüssel" und wurde fortan als Metapher für alles Mögliche verwendet.
Wenn ich ihm das heute erzählen würde, könnte er sagen, du hättest doch den Waschraum benutzen können. Doch er weiß immer noch nicht, dass ich eine Sozialphobie habe.
Die Toiletten auf dem Campingplatz waren übrigens eher grenzwertig und typisch mittelmeermuslimisch. Ein Loch im Boden, zwei geriffelte Fußtritte zum Draufhocken und ein Wasserschlauch zum Abspülen. Ich ekelte mich zu Tode und beschloss wenn irgend möglich in eine Kneipe zu gehen, wo es eine eher nordeuropäische Toilette gab.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 08.09.2017
Kategorie: Kurzgeschichten

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