Herr Piekefein - (Berliner StattPläne)

Herr Piekefein

Herr Piekefein denkt, dass in Deutschland bald eine Revolution ausbricht. Ausbrechen muss. Zwangsläufig, sagt er. Es geht gar nicht anders. Es fehlt nur noch die Initialzündung, dann ist es so weit. Meint er.
Ich halte dagegen.
Die Deutschen sind viel zu träge, bequem, feige und satt sage ich. Der preußische Gehorsam unserer Vorväter lässt sich nicht so schnell abschalten und austreiben. Das gibt das menschliche Gehirn nicht her. Es beharrt bei alten erprobten Traditionen. Das denke ich zumindest und man hat es ja auch bei der letzten Bundestagswahl erlebt.
Herr Piekefein ist 80 Jahre alt und war früher einmal als Seelsorger tätig. Er hat Theologie studiert. Jetzt lebt er in einem Seniorenheim in Berlin-Charlottenburg an der Spree. Leider ohne Spreeblick.
Ich treffe ihn häufig bei meinen obligatorischen Gängen durch meinen Kiez. Er ist sehr gesprächig und vertritt zur politischen Weltlage eine ganz klare Meinung. Insbesondere auch zur momentanen Lage in unserer Weltstadt. Er möchte sie am liebsten in einer riesigen Toilette runterspülen. So wie in dem Film „Oh boy“.
Herrn "Piekefein" habe ich diesen Namen gegeben, weil er immer sehr adrett gekleidet ist. Mit schwarzem Anzug, exakt gebügeltem Hemd plus Krawatte.
Außerdem scheint er mir ein wenig unterfordert zu sein.