Und doch...! (Paese mio)

Am Strand trifft man nur Deutsche, wie zuhaus.
Die Liegestühle stehen dafür heuer
nochmal so dicht und sind nochmal so teuer.
Und im Prospekt sah's viel, viel größer aus,
das Zimmer, das Hotel! Wie hieß das noch:
"Mit Blick aufs Meer"!? - Vom Dach aus wohl!

Und doch...


Bild-Zeitungsleser am Teutonengrill...
"Hir sprickt Mann deutsh" in jeder Pizzeria.
Und erst um drei Uhr morgens, Mamma mia!,
wird's langsam auf der Gasse unten still:
Kein Ballermann-Gegröle mehr, nur noch
der Mücken Gutenachtgesang...

Und doch...


Im Morgengrau'n beginnt der Kampf am Strand,
das unerbittliche Terrain-Erhaschen
und -Zeichnen mittels Badetuch und -taschen:
Ab hier gehört mir jedes Körnchen Sand
und jede Qualle, die sich drin verkroch!
Statt Urlaub täglich Grabenkrieg!

Und doch...


Trotz wohlweislich gebuchter Halbpension:
Das Schwimmen, die gesunde Luft, die Wärme,
das fremde Essen bringen deine Därme
in unerwünscht ergiebige Aktion:
Der Onkel nämlich vom Albergo-Koch
ist Speiseöl-Großlieferant!

Und doch...


Bei der Gelegenheit erlebst du pur,
am eig'nen Leib, auch jene raffinierte,
auf höchste Platzersparnis konzipierte
Spartan-Italo-Wohnarchitektur:
Ein besenschrankgroß-finst'res Mauseloch
ist Dusche und WC zugleich!

Und doch...


Doch nimmt das Leben grad so seinen Lauf
wie jene Spülung - und bald wagst du munter,
erholt dich wieder an den Strand hinunter.
Nur fällt jetzt plötzlich deiner Nase auf,
daß erst vor kurzem es ganz ähnlich roch...!
Was ragt da für ein Rohr ins Meer?!

Und doch...


Und doch werd' deinen Sand in meinen Zähnen,
dein Meer, den blauen Himmel ich vermissen,
das Kreischen der bambini und ragazzi,
die Anmut deiner piazze und palazzi,
das Plätschern der fontane, deiner chiese
sublimità - und dich, mein bel paese!
Wie deine Sonne möchte ich dich küssen,
und nehm auch dies Jahr Abschied unter Tränen:

Ciao! Mai mi scorderò di te! Addio,
finché ti rivedrò, paese mio!