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Einseitige Liebe

SergeD. - September 2010

Darf ich so vorlaut sein, so eitel und kokett,
nicht nur Sonetten-Freund, auch -Dichter mich zu nennen
und diese Art Gedicht als meine Obsession?
Verfallen bin ich ihm seit Jugendtagen schon.
Doch wie's bei Lieben ist: ich lerne das Sonett
bis heute noch - und werd's wohl nie zur Gänze - kennen.


Es gibt kein schlaues Weib sogleich sich zu erkennen,
behält sich allzeit ein Geheimnis vor kokett,
als Anreiz, der verführt. So neckt mich das Sonett:
bald pflegt es "Liebster" mich, bald "Dummerchen" zu nennen,
entflieht und lockt zugleich - und das seit Jahren schon.
Nichts, fürcht' ich, heilt mich mehr von dieser Obsession.


Mag sein, ich bin ein Faust. Auch meine Obsession
ist's, eines Wesens Kern, Geheimnis zu erkennen.
Doch strich die Segel der ja auch vorm Erdgeist schon …
Was nützt Erkenntnisdrang, wenn das Objekt kokett
sich hundertfach verhüllt?! Allein beim Namen nennen
kann ich dich - falls er denn dein wahrer ist, Sonett.


Eins freilich ist mir klar, du Dichterbraut Sonett:
Mit Tausend teil' ich dich und meine Obsession.
Selbst Frauen gibt es, die dich ihre Liebste nennen,
weltweit es Leute, die behaupten, dich zu kennen.
Mit jedem, der dir naht, scheint's, flirtest du kokett.
Dein Nymphomanentum verdrießt mich manchmal schon.


Doch wenn's mich auch verdrießt: ich liebe dich, obschon
du fremdgehst noch und noch. Dann lächelst du so nett
mich an, küßt ein Oktett mir rasch ins Ohr kokett
und weißt, du hast mich schon. Verfluchte Obsession!
Jawohl, du bist ein Weib! Das kann man dran erkennen.
Wer kam auf die Idee, dich sächlich "das" zu nennen?!


Darf, soll und will ich dich nun meine Liebste nennen?
Kommt nur von Einem sie, was nützt dann Liebe schon?
Du gibst dich rückhaltlos mir niemals zu erkennen,
wie sehr ich mich um dich bemühe auch, Sonett.
Und doch bleibst ewig du wohl meine Obsession. -
Daß ich's sextinisch sag', ist freilich auch kokett …


Mag noch so oft kokett ich's meine Liebe nennen,
ja meine Obsession: was nützt's? Es muß sich schon
mein Schätzchen, das Sonett, auch selbst zu mir bekennen.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 23.09.2010
Kategorie: Beziehung

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