Auf-/zuklappen

Verspukte Kaspersestine

Petra Friedel - 2010

Die Nacht kommt schnell. Es winselt schrecklich unterm Bett,
im Spukschloß wackeln, klappern alle Türen,
der alte Kellergang will mich ins Endlos führen!
Ach, wenn ich heute doch ein Englein hätt’,
das Schutz mir gibt! Ich würde nicht hier hocken,
mir lief der Angstschweiß nicht in beide Socken.

Ich möchte rennen bis sie qualmen, meine Socken!
Doch wie gebannt schau ich auf’s Dunkel unterm Bett,
weil dort Gespenster jammern, und auch an den Türen
hör’ ich Vampire rütteln! Zähnetropfend locken
sie mich, als wenn das reinste Blut ich hätt’!
Oh, wenn die wüssten! Nein, ich würde nicht hier hocken,

nicht ängstlich zitternd, auf dem Sprung würde ich hocken,
den kalten Startblock fühlte ich durch Schuh und Socken,
wär’ jederzeit bereit zum Kampf unter dem Bett!
Es könnte jammern, (ohne Ende!), an den Türen,
Erleuchtung brächte ich, ins Licht würd’ ich sie führen,
wenn auf dem Marktplatz heute ich den Zopf genommen hätt’,

nach Knoblauch duftend! Wenn ich den genommen hätt’,
schnupperten nach Angstschweiß nicht, g’rad eben, meine Socken,
würd’ ich mit vollen Hosen heute hier nicht hocken
und zöge mutig und mit einem Ruck unter dem Bett
hervor was jammert, öffnete geschwind die Türen,
um was da winselt, mir ins Kämmerlein zu locken!

Mit liebstem Lächeln schüttelte ich meine Locken
und sagte jenen, dass ich sie so gerne hätt’,
die unterm Bett und vor den Wackeltüren hocken!
Ich würd’ sie herzen, von den Zähnchen bis zum Socken,
zög’ unter Augenblinkern sie sogleich ins Bett,
für frischen Nachschub öffnete ich alle Türen!

Im Spukschloß wackeln, klappern heute alle Türen,
und nichts, was dort so jammert, mag ich heut’ verführen.
Ach, wenn ich doch den Zopf genommen hätt’!
Stattdessen muss ich, ängstlich zitternd, doof hier hocken,
die Hosen voll, bis ganz hinunter zu den Socken,
weil’s stöhnt und winselt unter dem Prinzesschenbett!

Ich will ins Bett! Stattdessen spuken Wackeltüren,
stürmen die Locken: Oh, wenn ich doch hätt’
'nen Knoblauchzopf! Nicht hocken würd’ ich hier in Stinkesocken!





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 25.09.2010
Kategorie: Angst

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