Auf-/zuklappen

Ekkhard

Petra Friedel - Januar 2011

Der Sonntag lag friedlich über dem flachen, weißen Haus, welches sich am Ende der engen Gasse an ein Feld zu schmiegen schien. Vom Dorfplatz drang das Gebell zweier Hunde, sonst war nichts zu hören. Der Klang der Turmuhr unterbrach die Stille mit zwei kraftvollen, dunklen Schlägen, als ein Mann mit wettergegerbtem Gesicht aus dem Haus trat. Er schien noch müde zu sein, seine Haare erzählten vom Mittagsschlaf, und nahm den an der Hauswand lehnenden Spaten, wobei er ins Haus hineinrief: "Linda, wann wollten die Kinder kommen?“ Am Fenster, das von einem dunkelgrünen Fensterladen gerahmt wurde, erschien eine Frau mittleren Alters mit mürrischen Gesichtzügen: „So hörst du mir zu, Ekkhard! Mindestens viermal hab ich es dir gesagt: Sie kommen gegen Drei!“ So rasch wie sie aufgetaucht war verschwand sie auch wieder und man hörte nun von drinnen Geschirr klappern. Ekkhard hörte eine Weile zu und spürte die Sonne auf der Haut. Bestimmt würde das Jahr schön werden, ein Enkelchen war zu den zwei anderen dazugekommen und jetzt schon fast sechs Monate alt. Eine Schaukel hatte er gebaut, den Sandkasten gesäubert und frischen Sand herangeschafft. Ja, der Sommer konnte kommen, er freute sich auf ihn!
Es war Anfang Mai und die dunkelroten Knospen der Pfingstrosen im kleinen Vorgarten verrieten ihr baldiges Aufbrechen. Wie hatte sie Pfingstrosen gemocht, seine Linda, damals….als ihre Augen noch strahlten wie der blaue Himmel, ihr Lächeln ihm an Regentagen die Sonne ersetzte. Zwischen seinen Gedanken hörte er sie jetzt immer wieder schimpfen, einzelne Wortfetzen drangen zum Fenster heraus: …“wird Zeit, dass sie sich blicken lassen“..“ alles hat man getan“…“vergessen ihre Eltern“...rennt sich die Hacken ab“...“Mittagschlaf“… Schweigend ging Ekkard den Weg zum Garten, der um das weißgekalkte Haus führte. Wie hatte sie sich doch verändert.
Er würde jetzt die Tomaten pflanzen, die aß sie gern. Vielleicht auch noch die Dahlien in die Erde bringen.
Gegen halb fünf sah man ihn den Spaten wieder an die Hauswand neben der Eingangstür stellen. Die Kinder waren nicht gekommen, hätten wohl eine Reifenpanne gehabt und es täte ihnen leid, bestimmt klappe es im nächsten Monat mit dem Besuch. Den Enkeln ginge es gut, ja….





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 13.04.2011
Kategorie: Nachdenkliches

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