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Das mystische Alphabet/E wie Elfen

Petra Friedel - November 2012

„Kasper, komm, du musst mir helfen!
Heute steht ein E wie Elfen
im Theaterspiel-Programm.
Das ist schwer, wo fang ich an?
Ach, vom Leiden und vom Lieben
hat der Shakespeare schon geschrieben-
jener war ein großer Meister,
gings um Elfen, Eselgeister,
Spinnweb, Motte, Erbsenblüte-
ja, dies Schauspiel erster Güte,
(Sag, wie hieß das gleich nochmal?)
Kasperei mit Liebesqual
machten mich als Kind ja schon
wütend auf Herr‘n Oberon!“

Der Kasper kommt, guckt großspurig in die Runde und meint, mit erhobenem Finger:

„Geht’s ums Lieben, Herzen, Küssen:
Frag den Kasper, der wird’s wissen!“

Kratzt sich am Kopf, geht grübelnd auf und ab und sagt dann:

„Irgendetwas war’s mit Traum,
auch ein Apfel hing am Baum,
eine dicke, böse Schlange
kroch im Wald herum-
nicht lange: und es ließ der Puck sich sehen,
um im Liebesleidgeschehen …
Nöö- ich werd es nicht verraten,
denn ich bin ein Satansbraten!
Vorhang auf und Schnute zu,
auch da hinten ist jetzt Ruh!
Lässt das Popcorn du verschwinden?
Sonst wird dich der Besen finden!
Ruhe jetzt! Wer ist das bloß?
Endlich! Geht doch! Also los:“

Ein Herbstnachtspuk

An einem Septembermorgen war es, als im frühen Nebel der Tag erwachte. Das Eselchen hatte ihn aufwachen lassen, weil es, wie jeden Morgen, sein fröhliches „IIIaaaah!“ erklingen ließ und mit den Hufen scharrte. Das Tal lag noch im federleichten, weißen Dunst des Sees, während hoch oben am Berg schon die Sonne über den Kamm blinzelte. Der Tag rieb sich verschlafen die Äuglein und sah zum Haus des Barons von Dünkelstein hinauf. Dort oben war es, wie immer, noch sehr still, die Herrschaften schliefen lange. Nur in der Küche klapperte leise der erste Teller, den Traudlieb, die Haushälterin, auf das Tablett gestellt hatte, um es zum Peter hinaufzutragen.

Peter war der Sohn des Hauses. Ein lieber Junge. Sie, Traudlieb, hatte ihn fast allein großgezogen, denn seine Eltern waren vielbeschäftigte Leute. Baron von Dünkelshausen war ein schweigsamer und ernster Mann, ständig auf Reisen, um das Weltwirtschaftswunder in Gang zu halten. Als Unternehmensberater verdiente er das Geld für die Familie, heutzutage will der Adel auch arbeiten, Geld vermehrt sich eben nicht von allein. Und davon musste im Hause Dünkelstein immer genug vorrätig sein, denn auch die Baronin war eine agile Frau.
Gleich nach dem Frühstück, welches allmorgendlich pünktlich um 8.30 Uhr im kleinen Salon serviert wurde, stieg sie in ihren roten Flitzer und düste zum Einkaufen. Um gegen Mittag wieder zu erscheinen, frisch frisiert und mit einigen Tüten im Gepäck. Traudlieb hatte nie hineingesehen. Zum einen, weil die Baronin das nicht gern gesehen hätte, zum anderen, weil auch die Zeit so knapp war. Sie musste sich eilen, um das Mittagessen pünktlich zu servieren. So manches Mal war noch nicht einmal der Abwasch vom Morgen fertig, da sie auch für das Kochen und die Wäsche, kurz gesagt: Für den gesamten Haushalt der Dünkelsteins zuständig war.
Je älter sie wurde, desto schwerer fiel ihr die Arbeit. Der Rücken tat immer öfter weh und am Abend waren die Beine vom vielen Laufen schwer und müde. Aber sie tat die Arbeit gern, Müßigkeit mochte sie noch nie. Und da war auch Peter, sie hatte ihn lieb wie einen eigenen Sohn.
„Jetzt aber schnell und nicht herumgeträumt, Traudel, der Junge hat bestimmt schon Hunger!“ dachte sie. Peter war seit einigen Tagen aus England zurück, hatte an der Uni Sandford Geisterwissenschaft studiert und durfte sich nun „ Staatlich geprüfter Verteidiger gegen die dunklen Künste“ nennen. Was war sie stolz auf ihn! Und froh, dass er zurück war: Im Hause Dünkelstein spukte es nämlich!
Sie dachte an vorgestern Nacht, als sich wieder einmal dieser Geist von einem finsteren Mönch über sie hermachen wollte, um sie mit seinem schwarzen Umhang zu ersticken! Fast wäre ihr bei dieser Erinnerung das Tablett aus der Hand geglitten, welches sie vorsichtig balancierend die Treppe zum 1. Stock hinauftrug.
Dieser unselige Mönch spukte hier schon seit Jahren und ließ das Haus nicht zur Ruhe kommen. Und dann war da noch jene weiße Nebelgestalt, die zwischen Mitternacht und Ein Uhr herumwimmerte, als würde man ihr lebendigen Leibes die Haut abziehen! Oder diese seltsam säbelrasselnde Erscheinung, die allnächtlich durch die Gänge des Hauses zog. Mal trug sie einen Kopf, ein andermal erschien sie Traudlieb fast geköpft. Der Kopf mit dem wirren, langen Haar hing, von einem Etwas gehalten, das wie ein Fetzen aussah, am Hals herunter. Und dabei rasselte dieses unheimliche Wesen mit Säbeln und Ketten, die an seinem kläglich dünnen Gerippchen herumschlotterten.
„Schluss jetzt!“ dachte Traudlieb. Sie konnte an diesem Sonnenmorgen ja schließlich nicht alle Gespenster dieses Hauses bedenken, da würde sie ja nie fertig werden! Dachte es und öffnete leise die Tür zu Peters Zimmer …

Fortsetzung folgt …





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 14.11.2012
Kategorie: Mystisches & Unheimliches

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