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Märchen für Träumerchen Teil I /überarbeitet

Petra Friedel - März 2011

Kicherte leise ob ihres seltsamen Gespräches und erschrak plötzlich heftig, weil hinter der Tür etwas polterte und krachte. War dieser dusselige Besen etwa schon wieder umgefallen? Dieses Ding konnte nicht eine Stunde Ruhe geben, wollte ständig ausgeritten werden!
Der Kaffee und das Poltern hatten bewirkt, dass Luischen nun munter war. So ging sie schnurstracks auf die halbgeöffnete Tür zu, griff nach dem Besen und knurrte: „Na los, auf zum morgendlichen Ausritt! Dass Du aber auch nie stillhalten willst, Boris! Mich so zu erschrecken, heute Abend sperre ich Dich in die Besenkammer!“ Sprachs und wollte sich mit kühnem Schwung auf den Besen schwingen. Dieser jedoch schien nach dieser Ansage schlechtgelaunt zu sein und fuhr der Kleinen direkt unter dem Po weg, sodass sie unsanft auf selbigem landete, und kicherte nun seinerseits: „Von wegen Boris, dir werd ich gleich…vorlautes Ding! Über meine roten Borsten spotten, das hast Du nun davon! Außerdem hast du schon wieder vergessen die Dachluke zu öffnen, wie oft soll ich mir denn noch meinen Stiel stoßen?“ Luischen rieb sich mit schmerzverzogenem Gesicht die linke Pobacke und meinte: „Ist ja schon gut, stell dich nicht so an, Boris ist ein hübscher Name! Gib jetzt Ruhe und reg dich ab, ich geh die Dachluke öffnen!“
Drei Minuten später sah man die beiden gutgelaunt und einträchtig aus dem Fenster sausen. Luischens blonde Locken flatterten im Wind und Boris pfiff leise ihr gemeinsames Lieblingslied, welches einst schon Doris Day sang und nun von Luischen, zum Pfeifen des Besens, in die kühle Morgenluft geträllert wurde:

“When I was just a little girl
I asked my mother what would I be
Will I be pretty, will I be rich
Heres what she said to me...”

Und an dieser Stelle machte Boris einen kleinen Hüpfer, zog eine Luftschleife und dann sangen sie beide:

“Que sera, sera
What ever will be, will be
The futures not ours to see
Que sera, sera!”

Und schon waren sie am Ziel, Boris ging in den Sturzflug über und Luischen quiekte ein wenig zu laut, weil sie wusste, dass ihm das Freude machte. Sicher am Boden angekommen strich sie Boris über die roten Borsten und flüsterte: „Dankeschön, Du Lieber!“ Dann reckte sie die kleine Nase in die Höhe und schnupperte: Durch die noch morgenstille Straße zog ein Duft von frischen Brötchen, welcher direkt zu Bäcker Hempels Laden führte. Sie öffnete die Tür, das Glöckchen läutete und Luise rief ein hungrig-forderndes „Guten Morgen!“ in den leeren Verkaufsraum. Aus der Backstube, die direkt an den Laden grenzte, hörte man es ächzen und gleich darauf erschien eine rundliche Frau mit freundlichem Gesicht. „Guten Morgen, Kleine, dasselbe wie immer?“…

Fortsetzung folgt…





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 01.04.2011
Kategorie: Märchen & Fabeln

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