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das wolfs-märchen

dervogt - 2002

als die wölfe mich umkreisten, meine wehrlsoigkeit radargleich analysierend, machte sich die alphawölfin für mich stark, indem sie spielerisch nach der rüden schnauze schnappte, um ihre im rudel bekannte dominanz zu demonstrieren.
komisch, ich verspürte weder angst noch kälte, obwohl die temperatur inzwischen auf 18° unter null gefallen war. was hatte mich um himmels willen in dieses unwirtliche finnisch-russische grenzgebiet verschlagen? warum hatte mein motorschlitten japanischer herkunft minuten zuvor, gerade hier den geist aufgegeben? wie hatte der verkäufer zu mir gesagt? *ein erzeugnis mit immens geringer störanfälligkeit?* tja..... ein gutes verkaufsargument ~ allein ~ es blieb beim argument!

ich schalt mich einen narren, daß ich den mir angebotenen schlitten mit 5 huskies rigoros und als *modern* denkend süffisant lächelnd abgelehnt hatte. hätte ich nur...dachte ich ~ zu spät........!

nicht ohne neugier wurde ich somit zeuge eines märchenhaft anmutenden schauspiels.......
die mich mit seltsam gelbstichigen augen interessiert musternde alpha-wölfin schien meine gedanken zu erahnen. mit huskies an meiner seite hätte sich das rudel wahrscheinlich oder gannz sicher nicht so dicht an mich herangewagt.

ein markerschütterndes jaulen riß mich aus meinen gedankenkreisen und ich sah wie die alphawölfin einen scheinbar zu übermütig gewordenen jungwolf mit einem biss in die seite in seine schranken wies. dabei zeigte sie nicht nur mir ihr furchteinflößendes, wunderschönes gebiß. mit faszination bewunderte ich , wie weit sie ihre lefzen zurückziehen konnte, und ihre zahnreihen, drohend und guttural knurrend, fast jedoch auch liebevoll gurrend den jungen rüden entgegenfeixte. diese wiederum reagierten fast augenblicklich mit demütiger körperhaltung, gesenktem kopf und zwischen den hinterläufen eingezogener rute, aber immer noch nervös um die wölfin herumtanzend, wie auf ein zeichen von ihr wartend.
zeichen?
auf welches zeichen?
zeichen zum angriff auf mich?

ich kam nicht dazu diesen gedanken weiterzuspinnen, denn nach dieser geste wandte sie langsam den kopf zu mir um die lefzen zu glätten, ihr maul stand nur mehr einen spalt offen und sie sah mir plötzlich in die augen als hätte sie mitleid mit mir. ich wußte es nicht anders zu deuten - ich würde wohl kaum so vermessen sein, es zuneigung zu nennen.
nachdem sie mir - für mich wunderbar und faszinierend zugleich - minutenlang völlig starr in die augen gesehen hatte, wandte sie langsam den kopf richtung wald, hob prüfend die schnauze in den wind und trottete stolz erhobenen hauptes davon, verfolgt von ihrem winselnden und um sie tänzelnden tross, das bild wirkte spielerisch, obwohl mir jetzt erst die gefahr bewußt wurde, in der ich mich befunden hatte. wie im traum griff ich mit klammen und zitternden fingern zum handy und drückte die notfall-taste. "rescue-team....." meldete sich eine weiche frauenstimme..."may I help You....???"





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 18.07.2002
Kategorie: Märchen & Fabeln

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