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an der baumgrenze

dervogt - 2007

°


wie sehr kämpft doch der baum ganz oben
gegen den orkan des winters,
ganz oben, wo die natur sich spärlich gibt,
das grün dem karstweiß felsgrau weicht,
gar vieles knickt, wehrt sich, bäumt auf sich,
und erfriert schlußendlich doch
nach schier aussichtslosem kampf
der nur flackernd hoffnung sprießen läßt

ich fühle mich immer mehr
als ein an der baumgrenze lebender
ein an sich gutes gebender,
tagtäglich wollender und strebender
böses weil menschliches in sich tragendes
doch unterdrückendes weil menschliches geschöpf

nun frage ich mich:
sind wir wirklich und tatsächlich
die von freud prognostizierten prothesengötter,
der technik in gewisser geilheit zwar verfallen,
wir jedoch nichts rechtes mit ihr anzufangen wissen,
da wir nur theoretisch und nicht körperlich
mit dieser übertechnisierten welt verbunden sind

so stehe ich diesem technisierten wahnsinn
zwar nicht gänzlich tatenlos
so doch hilflos in gewisser weise gegenüber,
da - und ich sage es ungeschönt und grad´ heraus-
die menschheit jenun im stande ist,
sich auf knopfdruck selber zu vernichten

ja - sagst du, unser tun und unser handeln,
unsere hoffnung, unser bestreben
wird der welt ja vielmal neues leben
nach dem winter geben-
doch ist sie - diese unsere welt -
und wir alle mit ihr - regiert von tauben ohren -
eigentlich im hier und heute schon verloren


°





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 29.06.2007
Kategorie: Philosophisches & Tiefgründiges

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