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aber an wunder glaube ich

dervogt - 2003

stell dir vor
du bist an krebs erkrankt.
die götter in weiß
haben über dein schicksal entschieden.
schneiden in dir herum
auf der schlachtbank
aus nirosta und titan.
entfernen entartete
sich rasend schnell teilende
riesenkernige zellansammlungen
die sie als absiedelungen bezeichnen
ich hingegen metastasen nenne.

stell dir vor
die götter in weiß
sind der einhelligen meinung
all diesen entnommenen absiedelungen
ist eines gemein:
es fehlt ihnen entscheidendes.

und das sollst du ihnen geben.
das primum.
das karzinom, von dem alles unheil ausging.

gibst du es ihnen nicht
tauchen viereckige rätsel
in ihren runden augen auf.

frag sie mal nach apoptose

was bewegt tumorzellen
selbstmord zu begehen?
sie werden dir nicht antworten

können.

die götter in weiß
sie wollen weiterschneiden
weiterleiden sollst hingegen du
sollst nichts fragen
nichts wissen wollen
und schon garnichts wissen

nicht denken
nur vertrauen schenken.

wem...?
bist du sicher daß du das willst?

ich nicht.

spontanremission - ich will dich.
apoptose - ich mag dich.

und an wunder glaube ich.

~ * ~





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 19.01.2003
Kategorie: Hoffnung

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