Urlaub im Trüben

Spätnachmittag, wolkenverhangen.
Wir sind nochmal wandern gegangen:
den Berg hinauf an einen See.
Vielleicht keine gute Idee ...

Nun: immerhin hat's nicht geregnet.
Kein Mensch aber ist uns begegnet
auf unserem Marsch. Und auch jetzt,
da wir an den See uns gesetzt,
auf zwei dafür brauchbare Steine,
enttäuscht, schweigend, sind wir alleine:
kein Mensch außer uns weit und breit.
Der See glänzt - durch Reizlosigkeit
und ist nur ein größerer Weiher.
Daher scheint der Tretbootverleiher
ein Mann mit Humor. Fuhr wohl je
hier schon mal wer Boot auf dem See?

Die Badeanstalt schlummert friedlich:
ein Häuschen, leicht unappetitlich,
mit runtergelass'nem Rouleau,
zugleich Kasse, Kiosk und Klo.
Verlassen und trostlos nicht minder
der Spielplatz dahinter für Kinder:
Sandkasten und Rutsche, die blaß
die Zunge ausstreckt übers Naß.
Kurzum: Wetter, Ort, Atmosphäre,
daß Hitchcock entzückt davon wäre.
Ein Wind, den beim Wandern im Wald
wir bisher nicht spürten, weht kalt.

Die Wolken ringsum werden grauer
und droh'n einen weiteren Schauer.
Der Regenschirm am Handgelenk
war lästig beim Wandern; jetzt denk'
ich: "Gut, daß ich den mitgenommen!"
Ein Entchen kommt nähergeschwommen,
dem langweilig ist offenbar,
beguckt sich das einsame Paar.
Ein Fisch schnappt Luft, schlägt eine Welle.
Unschlüssig schwirrt eine Libelle
von Schilfrohr zu Schilfrohr. Je nun:
Was hätte sie Bess'res zu tun?

Und was haben wir hier zu suchen?
Ein Ausflug, als Flop zu verbuchen ...
Halt Pech, wenn das Wetter nicht paßt
und du nur so kurz Urlaub hast ...
Was könnten wir alles erleben!
Doch leider: die Sonne fehlt eben ...
Kein Vorwurf deshalb: weder dich
trifft dran eine Schuld, nein, noch mich ...
Das Schicksal ist uns sozusagen
nicht wohlgesinnt seit ein paar Tagen ...
Hier gibt's, scheint es, nichts mehr zu seh'n.
Wir stehen auf, schweigend, und geh'n.