Die Einweisung

Scharf faßt der Psychiater den Patienten,
der neu in seiner Praxis ist, ins Aug':
"Sie sind zu jung noch, um Sie zu verrenten."
"Herr Doktor, wenn ich doch zu nichts mehr taug' …"

"Ja, arbeitsscheu sind heutzutag' die meisten.
Wie steht es denn mit Frauen, also Sex?"
"Die meisten Frauen kann ich mir nicht leisten."
"Klingt sehr nach Minderwertigkeitskomplex."

"Nein, schuld daran sind eher die Finanzen …"
"Moment! Sie sind gar kein Privatpatient?"
"Nein, ich …" – "Das ändert freilich dann den ganzen
Behandlungsplan. Da muß ich rasch … Moment!"

"Herr Doktor: daß ich nichts gebacken kriege …"
"Ich sagte doch: Moment! Ich komm' sofort.
Einstweilen räumen Sie doch schon die Liege
und nehmen bitte auf dem Stuhl Platz dort.

So. Nun erzählen Sie mir die Geschichte!
Wenn Sex schon nicht, was ist Ihr Hobby dann?"
"Ich schreibe." – "Ist doch toll! Und was?" – "Gedichte."
"Ach so. 'Ne harte Nuß Sie, Mann o Mann!

Und trotzdem: irgendein Erfolgserlebnis
gab's irgendwann doch auch für Sie, nicht wahr?"
"Das Osteoporose-Testergebnis
war spitzenwertig. Aber schon im Jahr …"

"Nein, hören Sie, so kommen wir nicht weiter.
Ich zeige Ihnen ein paar Bilder jetzt."
"Und diese Bilder stimmen mich dann heiter?"
"Nein, Ihr IQ wird danach eingeschätzt.

Was seh'n Sie hier? Spontane Antwort bitte!"
"Frau Merkel." – "Int'ressant. Und hier?" – "Da auch."
"Notier' ich mir schon 'mal. Und jetzt das dritte!"
"Frau Merkel, mit den Händen vor dem Bauch."

"Ihr Über-Ich scheint äußerst patriotisch.
Und hier auf diesem Bild?" – "Herr Doktor, nein,
im Ernst: was soll das? Ist doch idiotisch:
viermal Frau Merkel." – "Ja, scheint ernst zu sein.

Gut, lassen Sie mich diagnostizieren:
Sowohl finanz- wie sexuell frustriert,
höchst unflexibel im Assoziieren
und übermutter-kanzlerinfixiert.

Doch eh' ich Sie in eine Anstalt stecke,
probieren wir noch eins - es tut nicht weh:
Begeben Sie sich in die Lyrikecke
und schreiben dort! - Verehrung, Herr SergeD.!"