Der Gartenzwerg (Nanus hortensis)

Der Gartenzwerg
(Nanus hortensis)

(für Kuschel - mit einem Augenzwinkern)


Wie Staat und Nachbarn es von ihm erwarten,
steht brav der Gartenzwerg in seinem Garten.
Sein Blick geht nie hinaus über sein Krümchen
Terrain und über seine lieben Blümchen.
Sein Gärtchen ist harmonisch, hübsch und schlicht;
die Welt vorm Zaun drauß' int'ressiert ihn nicht.
Denn dort soll auch Unblumiges geschehen,
Unhübsches - und das will er gar nicht sehen,
will nur in Frieden seine Blümchen gießen,
die bunt und reich dank seiner Pflege sprießen.
Am liebsten würf' er gar sein Mützchen weg:
es leuchtet ihm zu rot, auffällig, keck.
Ging' es nach ihm, er würde sich bescheiden
im Landhausstil, ganz unauffällig kleiden:
vielleicht hellbraun - und seine Blümchen pflegen,
genau wie seine Gartenzwergkollegen.
Doch sei's, wie's sei: ins nämliche Kostümchen
gekleidet, gießt man stets die gleichen Blümchen,
mit gleichen Kännchen, aus dem gleichen Quellchen,
und jedem ist sein Beet sein Lieblingsstellchen.
Und weil die Blümchen allseits wohl gedeihn,
lobt gegenseitig man sich im Verein.
Aufs Best' hat sie der liebe Gott bestellt,
fürwahr, die Schrebergartenzwergenwelt!
Mag draußen vor dem Zaun die Welt rumoren:
was kümmert's Schrebergartenzwergenohren?!
Mag's hinterm Zaun auch wetterleuchten, blitzen:
das kann doch keinen Gartenzwerg erhitzen!
Jenseits des Zauns mag's krachen und gewittern:
den echten Gartenzwerg wird's nicht erschüttern.
Ja, mag dort draußen Krieg die Welt zertrümmern:
selbst das wird einen Gartenzwerg nicht kümmern.
Er hat sein stilles, heiles Eigentümchen:
sein Gärtchen - und gießt weiter seine Blümchen.