Nur Eine gibt es, die mich halten kann

Nur Eine gibt es, die mich halten kann

[einer inspirierenden Nomadin gewidmet]


Noch viel zu jung, die Segel selbst zu hissen,
ward ich, mein Schiff, vom Wind aufs Meer gerissen
und meine Lebens-Odyssee begann.
Nur Eine gibt es, die mich halten kann...

Der erste Strand, an den das Meer mich spülte,
war so stupid, daß ich mich unwohl fühlte:
Tretmühlenarbeit, der ich rasch entrann.
Nur Eine gibt es, die mich halten kann...

Musik war, glaub' ich, meine erste Liebe,
und lange dacht' ich, daß ich treu ihr bliebe -
bis eine andre Kunst mein Herz gewann.
Nur Eine gibt es, die mich halten kann...

Thalia, du verrückteste der Musen,
dir lag ich jahrelang verzückt am Busen,
und heut' noch spür' ich manchmal deinen Bann!
Doch gibt's nur Eine, die mich halten kann...

Dann, Hellas, langte ich an deine Küste!
Kein schöner Land, das ich zu nennen wüßte!
Das fest ein Netz um meine Seele spann...
Doch gibt's nur Eine, die mich halten kann...

Nun trieb der Wind zur Insel mich der Kirke
und ich erfuhr, wie Frauenzauber wirke,
erfuhr durch sie erst ganz, ich sei ein Mann.
Doch gibt's nur Eine, die mich halten kann...

Wär' besser ich vielleicht bei ihr geblieben?
Was hilft's?! Der Wind hat weiter mich getrieben.
Gewiß: ich wär' ein and'rer, seßhaft dann...
Doch gibt's nur Eine, die mich halten kann...

Manch' Hafenkneipe lud mich ein zu bleiben,
manch Buch zum Lesen und manch Blatt zum Schreiben.
Und Du nun liest sogar, was ich ersann!
Doch gibt's nur Eine, die mich halten kann...

Jüngst wehte mich der Wind zu einem Nymphchen,
bildschön, langbeinig, in koketten Strümpfchen.
Ihr Haar umfängt mich wie ein finst'rer Tann...
Doch gibt's nur Eine, die mich halten kann...

Ihr Häfen, Länder, Frauen, ihr müßt wissen -
bei allen euren Reizen, Winken, Küssen:
Nur Eine gibt es, die mich halten kann:
Die See, zehntausend Fuß tief, irgendwann.