In memoriam Friedrich Schiller

9. Mai 1805


In jenes kalten Tages späten Stunden
ist gottserbärmlich ärmlich, still und schlicht
mit dem der Sonne noch ein zweites Licht -
dies allerdings auf immerdar - entschwunden.

Fragment blieb so des längst nicht mehr Gesunden,
doch unverdrossen Schreibenden Gedicht.
Denn Dichter war er - und es hat sich nicht
ein größerer in Deutschland je gefunden.

Der Himmel schenkte ihm nur eine Gnade:
die Dichtkunst - aber diese überreich!
Kein Zweiter kam im Schreiben von Ballade,
vor allem aber Schauspiel je ihm gleich.

Und doch blieb er bescheid'ner, ird'scher, stiller
als Herr von Goethe.

Gruß dir, Friedrich Schiller!


* * *


"Er glänzt uns vor, wie ein Komet entschwindend"


Es liebt die Welt das Strahlende zu schwärzen,
und das Erhab'ne in den Staub zu zieh'n.
Wer aber Seine Verse je im Herzen
gefühlt, der schwärmt auf immerdar für Ihn.

Und wahrlich: von des Lebens Gütern allen
ist - wie Er schrieb - der Ruhm das höchste doch!
Wie lang auch schon Sein Leib zu Staub zerfallen:
Untilgbar lebt Sein großer Name noch.

Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit,
und neues Leben blüht aus den Ruinen:
doch was Er schrieb, das wird in Ewigkeit
der Welt zu Lehre und Erbauung dienen.

Mög' dieser Nachruhm Dir zum Trost gereichen,
daß übers Grab hinaus Du in Gedicht
und Schauspiel fortwirkst, Dichter ohnegleichen!
Das Leben ist der Güter höchstes nicht.

Auch wenn Du Armut, Krankheit leiden mußtest:
Du fandest in der Dichtkunst Trost und Heil.
Des Lebens ungemischte Freude, wußtest
Du selbst, ward keinem Irdischen zuteil.

Und haben tausend Verse, hell wie diese,
das Dasein nicht ein wenig Dir versüßt:
"Ein Augenblick, gelebt im Paradiese,
wird nicht zu teuer mit dem Tod gebüßt."?

Ja, wenn dem Dichter Gott das Wort gegeben,
so löst bei Dir er es als erstem ein:
"Willst du in meinem Himmel mit mir leben -
sooft du kommst, er soll dir offen sein!"