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Zwischengeboren? - Eine vorläufige Lebensbilanz

SergeD. - 28. Mai 2009

Vielleicht glückt's mir grade so eben,
ein Zwischengebor'ner zu sein:

Kein Krieg mehr, kein Trümmerreich, nein,
das mußt' ich einst nicht mehr erleben.

Auf Wohlstandstraumwolken zu schweben,
war schön in der Jugend; allein:
Ölkrisen entlarvten den Schein.
Doch konnt' man zu Fuß überleben.

Der Terror ließ Deutschland erbeben:
Herrscht bald Anarchie allgemein?
Da blieb Kanzler Schmidt hart wie Stein -
und ich, ungekidnappt, am Leben.

Die Wiedervereinigung neben
der Teuro-Einführung - wie fein!
Kohl, Schröder und Hartz obendrein:
nicht alles ist lustig im Leben.

Nun jüngst das Bereicherungsstreben:
"Raff mit, was du kannst, sei ein Schwein!
Dann schiebt's auch der Staat dir noch rein!"
Das muß ich zwar jetzt miterleben,

doch daß sich die Armen erheben,
weil endlich sie, wie auf sie ein-
getreten wird, nicht mehr verzeih'n,
daß die, die an Chefsesseln kleben,

kein Vorrecht bereit abzugeben,
ganz kurz gemacht werden und klein,
daß Deutsche "Gerechtigkeit!" schrei'n:
das werd' ich wohl nicht mehr erleben.

Als Trost bleibt: Noch blühen die Reben,
noch dämpft meinen Unmut der Wein ...

Vielleicht glückt's mir grade so eben,
ein Zwischengebor'ner zu sein.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 28.05.2009
Kategorie: Nachdenkliches

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