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Hiroshima

SergeD. - August 2005

Hiroshima

(zum Gedenken an den 6. August 1945)


Vieles gar Ungeheu're lebt - all das noch übertrifft der Mensch.
Land durchzieht er und Meer, macht sich die Erde
untertan wie sein Gott einst ihn geheißen,
untertan, was da lebt: Tiere und Pflanzen
untertan - doch wofür? Sie zu beherrschen?
Nein, er herrscht nicht, er schaut auf den Gewinn nur,
beutet aus, was ihm nützt, bis es zerstört ist.


Vieles gar Ungeheu're lebt - all das noch übertrifft der Mensch.
Liebste Beute jedoch ist ihm der Mitmensch.
Täuscht der Fuchs nicht den Fuchs: Mensch täuscht den Menschen!
Würgt die Schlang' nicht die Schlang': Mensch würgt den Menschen!
Reißt der Wolf nicht den Wolf: Mensch reißt den Menschen!
Frißt der Leu nicht den Leu'n: Mensch frißt den Menschen!
Jagd- und Foltergerät neu stets ersinnt er.


Vieles gar Ungeheu're lebt - all das noch übertrifft der Mensch.
Weh, seit uralter Zeit kennt er ein Ziel nur:
untertan sich den Mitmenschen zu machen:
Krieg zu bringen und Tod, rollt übers Land er.
Krieg zu bringen und Tod, schifft übers Meer er.
Krieg zu bringen und Tod, steigt in die Luft er
adlergleich im Gefährt, das er ersonnen.


Vieles gar Ungeheu're lebt - all das noch übertrifft der Mensch.
Ja sogar das Atom lernt' er zu spalten.
Welch gewaltige Macht in seinen Händen!
Welch gewaltige Macht, Segen zu stiften!
Welch gewaltige Macht - um zu zerstören!
Zeus, kein Zweifel war, wie er sie gebrauchte!
Erste Opfer-Stadt nur war Hiroshima...


Vieles gar Ungeheu're lebt -
all das noch übertrifft der Mensch.

(Sophokles, Antigone, V. 332 f.)





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 08.08.2005
Kategorie: Aktuelles & Zeitgeschehen

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