Auf-/zuklappen

'n Waffenschein

SergeD. - September 2009

Äy, Leute, kommt mir bloß nich in die Quere!
Ich hab 'n Riesenfrust und obendrein
'n paar Pistolen, Messer und Gewehre!
Drum solltet ihr zu mir sehr freundlich sein.

Ich kriege nach der Schule keine Lehre;
bei meinen Noten sagt doch jeder Nein.
Und überhaupt: ihr kennt doch die Misere
in Deutschland hier mit Jobs und allgemein.

Gibt mir das Leben eine Chance, 'ne faire?
Ist heut noch irgendjemand fair? Kein Schwein!
Was wundert ihr euch dann, wenn ich mich wehre?
Bald reicht's! Dann schieß ich alles kurz und klein!

Ich krieg nich lange Knast: Ich hab ne schwere,
verkorkste Kindheit, war sehr oft allein.
Wenn ich so Psycho-Scheiß nach außen kehre,
fällt jedesmal der Richter brav drauf rein.

Daß ich um andre mich den Teufel schere
und mach, was ich will, müßt ihr schon verzeihn.
Vielleicht beend ich meine Schulkarriere
mit einem Blutbad demnächst!? Wär doch fein!

Daran ist die Gesellschaft schuld, erkläre
ich dann, ich wollte nur mich selbst befrein:
von ihrem Zwang, von meiner innern Leere ...
Denn ich bin jung! Das ist 'n Waffenschein.

Was willst du? Komm doch! Komm mir in die Quere!
Mach! Setz dich selbstlos für die Schwachen ein!
So 'n Heldentod bringt jede Menge Ehre;
man wird 'nen Orden dir postum verleihn!

Doch jeder denkt, daß er so blöd nich wäre!
Denn ich, mein Freund, bin der, der von uns zwein
am Leben bleibt: das arme, pubertäre,
Verständnis brauchende Schießwüterlein.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 28.09.2009
Kategorie: Aktuelles & Zeitgeschehen

Link zum Gedicht

Das Reimlexikon der Lyrikecke

Träumst Du davon selbst eigene Gedichte, Song-Texte oder Raps zu verfassen, aber Dir fallen keine passenden Reime ein?

Das Reimlexikon der Lyrikecke hilft Dir beim Reimen - schnell und kostenlos.


Theorie des Schreibens


Lyrikecke bei Facebook
Lyrikecke bei Facebook