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AUFSTAND - AUDIENZ - AUSKUNFT. Ein Triptychon

SergeD. - Jan. 2005

DER AUFSTAND

Wer - so es dich denn wirklich gibt, dort oben! -
wer bist du, den für seine Weisheit loben,
für seine Güte, seine segensvollen
Geschenke stets wir dankbar preisen sollen?!
Manchmal, o Vater unser, falls du bist,
läßt du nur einen Schluß zu: ein Sadist!
Ein Gott? Dann einer jener alten eben,
die spielten, Kindern gleich, mit Menschenleben,
die just aus einer Laune ungeniert
'mal rasch einhunderttausend ausradiert,
hohnlächelnd, wie sie zappeln, wie sie schrei'n,
wenn sie krepieren, diese Menschlein klein.
Wie nannten dich die alten Griechen doch?!
Ennosigaios! Ja, du bist es noch:
der Erd-Erschütterer, der Meeresgott,
und deine Pferde sind noch immer flott!
Wir Menschen dachten nur, die Barbarei,
die Zeit der Hekatomben sei vorbei!?
Sind für ein Weilchen - dürfen wir es hoffen? -
jetzt viel genug zu deinem Ruhm ersoffen?



DIE AUDIENZ

Ja, ab und zu pack' ich ihn mir am Kragen,
respektlos, ohne jede Devotion,
und interviewe ihn in scharfem Ton,
stell' ihm ein paar recht unbequeme Fragen.

Ich ziehe ihn in Zweifel sozusagen,
versuche - ganz und gar Mephistosohn! -
mit allen Mitteln, von Kritik bis Hohn,
einmal aus der Reserve ihn zu jagen.

Doch Antwort mir zu geben, liegt ihm fern.
Er grinst nur diabolisch: "Immer noch
stellst du mir Fragen? Also glaubst du doch?!" -
Dann ähnelt meinem Vater er so sehr,
als ob er dessen Zwillingsbruder wär'.

Von Zeit zu Zeit seh' ich den Alten gern...



DIE AUSKUNFT

Was kommst du immer wieder angekrochen
und fragst mich nach dem Sinn und nach dem Grund?
Den Plan, die Absicht meines Werks dir kund-
zutun, hab ich dir erstens nie versprochen

und zweitens denkst, solang dir in den Knochen
der Mensch noch steckt, du nur das Hirn dir wund!
Halt also deinen Kinderplappermund
und frag mich nicht 'Warum?' ununterbrochen!

Du magst mir fluchen und mich Satan nennen -
wer übrigens behauptet, nebenbei
bemerkt, denn, daß ich nicht auch Satan sei?! -,
doch meine Wege und den Sinn des Ganzen
wird dein beschränktes Denken nie erkennen.

Du kannst nur glauben - und Sirtaki tanzen!





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 17.01.2005
Kategorie: Religion & Glauben

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