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Ein schwarzer Fleck

SergeD. - Februar 2010

Kein Mensch schiebt eine Schuld mir in die Schuhe.
Kein Mensch verklagt mich mit nur einem Wort.
Doch in mir etwas läßt mir keine Ruhe
und mahnt: "Du hättest ja...!" in einem fort.

Ich hätte freilich - doch aus welchem Grunde?
Der Mensch war mir egal, ging mich nichts an.
Wir alle gehen letztlich vor die Hunde.
'S gibt keinen, der dem Tod entwischen kann ...

Doch gibt es tausend, die mir näherstehen
als dieser Mensch. Ich kannte ihn doch kaum!
Was läßt mich nun so klar ihn wiedersehen,
nachdem er starb? Was spukt er mir im Traum?

Ich werde ihn ganz sicher nicht vermissen;
denn - ich geb's zu - ich hab ihn nicht gemocht.
Was quält mich also trotzdem mein Gewissen?
Was gönnt es keinen Schlaf mir, drückt und pocht?

Hätt' ich noch einmal mit ihm reden sollen?
Hätt' zur Versöhnung nur ein Wort genügt?
Hätt' gar auch er noch mit mir sprechen wollen?
Was soll's?! Der Krebs hat anders es gefügt.

Ich hab mir objektiv nichts vorzuwerfen.
Er soll in Frieden ruh'n - und damit Schluß!
Die Nägel nun zur Selbstzerfleischung schärfen,
das hieße Buße tun im Überfluß!

Gedanken, die mich selber überraschen ...
Und all mein Klügeln hat auch keinen Zweck:
Ich mag die Hände mir in Unschuld waschen -
irgendwo in mir bleibt ein schwarzer Fleck ...


Kein Mensch schiebt eine Schuld mir in die Schuhe.
Kein Mensch verklagt mich mit nur einem Wort.
Ich aber weiß: was immer ich auch tue -
den Fleck bekomm' ich nie mehr weg von dort.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 30.06.2013
Kategorie: Nachdenkliches

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