Auf-/zuklappen

Die Wendeltreppe

SergeD. - Februar 2005

Da ist ein Alptraum, den ich mit mir schleppe
wie ein Gespenst die Kette hinter sich:
Er treibt mich Nacht für Nacht unweigerlich
zur schweren Holztür vor der Wendeltreppe.

Woher ich weiß, daß hinter dieser Türe
just eine Wendeltreppe ist und die
hinab in einen Keller führt, da nie
die Tür noch offen war? Weil ich es spüre.

Sie ist verschlossen, abgesperrt, schon immer.
Es kann dort unten niemand sein! Und doch:
ich könnte schwören, durch das Schlüsselloch
erblick' ich ganz, ganz fernen Kerzenschimmer.

Deswegen weiß ich auch, daß nicht von Ratten
das Scharren stammt, das Kratzen an der Wand.
Zumindest wäre mir kein Fall bekannt,
daß Ratten jemals Kerzen brennen hatten...

Genausowenig dürften Kellerasseln
so stöhnen, wimmern, wie ich dann und wann
es durch die Holztür leis' vernehmen kann.
Und manchmal hör' ich auch ein Kettenrasseln.

Was würde für ein Greuel sich mir zeigen
dort unten? Ich fühl' Schauder, Scham und Schuld.
Und dennoch brenn' ich auch vor Ungeduld,
die Wendeltreppe 'mal hinabzusteigen.

Was ist ein Traum? Wie kommt mein Hirn beim Schlafen
auf diese Wendeltreppenszenerie?
Stimmt etwas nicht mit meiner Phantasie?
Will mein Gewissen mich - wofür? - bestrafen?

Klar: Jeder kennt die Floskel von der Leiche
im Keller. Aber die ist schließlich tot!
Hingegen scheint, was mir dort unten droht,
am Leben noch - und somit nicht das Gleiche.

Und eines Nachts werd' ich den Schlüssel finden
zu dieser Tür - er hängt an meinem Bund -,
die Wendeltreppe 'runtersteigen und
auf immerdar in dem Verlies verschwinden.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 28.11.2007
Kategorie: Mystisches & Unheimliches

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