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13 Marterlsprüch von der Familie Bachleitner

SergeD. - 2005

13 Marterlsprüch von der Familie Bachleitner
oder
Wanderer, kommst du nach ***


(Marterl sind hölzerne, mit einer sinnigen Inschrift versehene
Gedenktafeln, die im ländlichen Bayern an jenen Stellen
in Feld und Flur errichtet werden, an denen sich der
schicksalhafte, tödliche Anlaß ihrer Errichtung ereignet hat
.)

WARNUNG:
Nur für LEser mit schwarzem Humor geeignet!




Hier wurde beim Ernten erfaßt
vom Mähdrescher und dann gepresset
zum Würfel der Bachleitner Wast.
Ihr Wanderer, nimmer vergesset:
Gefährlich ist stets a Maschin'!
Jetzt aber tuts beten für ihn!


Allhier wurde auf freiem Felde
vom Stier auf die Hörner genommen
die Jungfer Bachleitner Marie
und ist um ihr Leben gekommen.
Wer weiß, ob nicht dich auch in Bälde
ein Stier trifft!? Drum bete für sie!


Just hier ließ im herbstlichen Wind
der Bachleitner Burgl ihr Kind,
das Peterl, sein' Drachen aufsteigen,
ung'hindert von Ästen und Zweigen:
Kein Baum weit und breit - nur die Leitung...
Der Unfall stand groß in der Zeitung.


Hier stürzte vom Berge hinunter
und fiel, bis er angelangt ganz,
ganz unten, der Bachleitner Franz.
O Wanderer, sprich ein Gebet
und denk dran, wie schnell es oft geht:
Auch er war, wie du, hier noch munter!


Hier wurde vom Blitzschlag getroffen
und starb dran sogleich auf der Stelle
der Bachleitner-Sohn Benjamin.
Sprich ein Vaterunser für ihn,
bedenkend, o Wandersgeselle:
Auch dein Grab vielleicht steht schon offen!


Im reißenden Bach dieser Klamm
ertrank gegen all sein Bemühn
der Bachleitner-Opa, der Schorsch.
Das Brückerl brach unter ihm zamm,
o Wanderer, denn es war morsch.
Sprich ein Gegrüßtseistdu für ihn!


Hier wurde, wie Gott es gewollt,
die Bachleitner Zenz letztes Frühjahr
vom Schnellzug "Sankt Veit" überrollt.
Kommst, Wand'rer, du an dies Geleise,
schau stets links und rechts und sprich leise
für jene ein AveMaria!


Hier mußte sein blutjunges Leben
auf schreckliche Weise aufgeben
der Bachleitner Seppl, der kleine.
O merkt euch, ihr Mädel und Buben:
Gehts nie zu nah an d' Odelgruben!
Am End fallts auch ihr sonst noch eine!


Allhiero im heimischen Stall
verstarb, sehr zu ihrem Erstaunen,
die Bachleitner-Tochter Kathrine.
Sie hatte, wie alle Frau'n, Launen.
Mißlaunig jedoch in dem Fall
schlug zu die kaputt' Melkmaschine.


Gar unglücklich ist ausgeglitten
und hat prompt den Tod drum erlitten
die Bachleitner-Mutter, die Burgl.
Sie wollt einer Henn an die Gurgel.
Doch weil hier gestürzt sie ist eben,
nahm ihr selbst ihr Messer das Leben.


Ganz friedlich und ohne ein Wörterl
verschied hier an dem stillen Örterl
die Bachleitner-Oma, die Lies.
Im Tode noch hat sie gelacht:
Dann hat's auch mi'm Herrgott ganz gwieß
ihr Gschäft zur Zufriedenheit gmacht!


Beim Äpfelklaum ist von der Leiter
allhiero gestürzt Kunigund
Bachleitner und ging dran zugrund.
O Wanderer, sei du gescheiter!
Manch Apfel liegt schon auf der Wiese:
nimm den! Doch jetzt bete für diese!


Erblickest du nunmehr, o Wand'rer,
allhier diesen Brunnen, so wirst
du denken wohl schon, daß ein and'rer
Bachleitner darin... - doch du irrst!
Nicht Mann, Weib, noch Kind: noch fiel kein
Bachleitnerischer hier hinein!





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 01.08.2005
Kategorie: Humor

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