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Versuchung

SergeD. - Oktober 2005

Am vierzigsten Tag, den der Weise
bereits nun allein in der Wüste
verbrachte, da trat an ihn leise
heran der Versucher und grüßte:

"Mein Freund, ach, du bist zu beweinen
in deinem einfältigen Glauben!
Genausogut predigst du Steinen
wie Menschen, den vorsätzlich Tauben!

Sie woll'n keinen Prediger hören,
der unbequem ist und sie peinigt.
Man darf ihre Ruhe nicht stören;
wer's doch tut, wird sehr bald gesteinigt.

Hörst du nicht die Mächtigen lachen
vor Hohn angesichts deiner Predigt?
Und doch wirst du einst von den Schwachen,
für die du dich stark machst, erledigt...

Ob sanft wie ein Lamm, ob im Grimme
du sprechen magst: Glaub mir, sie sind
nicht wert deines Worts, deiner Stimme.
Du predigst, mein Freund, in den Wind."

"Hab Dank!", sprach der Weise. "Ich sehe,
Gott schickt dich als Mahner, auf daß
zurück zu den Menschen ich gehe:
mich höhnen und steinigen laß."





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 16.04.2007
Kategorie: Philosophisches & Tiefgründiges

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