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Penelopes Traum

SergeD. - 2005

Weshalb träume so oft ich davon?

Eine Villa mit einem Balkon,
der zur Waldseite liegt - und dahinter das Meer.
Es ist fast Sonnenaufgang noch - jedenfalls sehr,
sehr früh - und der Morgenwind angenehm kühl.

Ich steh' hinter dem Vorhang, noch zögernd, und fühl'
bis ins Innerste doch, wie hinaus es mich zieht,
jenes strahlende, helle, bezaubernde Lied,
mit dem Eos des Tithonos Lager verläßt.

Auch die Sänger des Morgens verlassen ihr Nest.
Und die Welt riecht so unschuldig, ehrlich, so neu-
geboren, verlockt mich so sehr, daß ich scheu
den Vorhang beiseite schieb' und mich hinaus-
wage auf den Balkon.

Alles schläft noch im Haus.
Oder lebe ich in dieser Villa allein?
Keine Köchin, kein Gärtner? Auch das könnte sein...

Schüchtern trete ich auf den Balkon und sogleich
küßt ein Sonnenstrahl mich und ein Lüftchen streicht weich
mein verschlafenes, noch ungebürstetes Haar.

Und ich blinzle ins Licht, in den Himmel so klar,
stütz' mich leicht auf die Brüstung aus Marmor, genieße
den Blumen- und Waldduft, die Sonne, die Brise

und fühle, wie Mut mich, Verwegenheit packt,
hier so stehenzubleiben im Wind, splitternackt,
bis - ja, bis Sonnenuntergang!, auf dem Balkon...

Weshalb träum' - sag mir, Spiegel! - so oft ich davon?





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 31.05.2005
Kategorie: Sehnsucht

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