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Auch bei Vampiren heißt's differenzieren!

SergeD. - September 2008

Ach, was muß man oft von bösen,
schändlichen Vampiren lesen,
Mädchenbeißern, Sittenstrolchen,
wert, daß Priester sie erdolchen!

Aber abgeseh'n von solchen
gibt's auch and're, beinah nette,
anhänglich wie eine Klette,
wenn der Hals, in den sie bissen,
sie zum Dichten hingerissen.
Voll des süßen Musenblutes
greifen diese frischen Mutes
dann zum Stift und zum Papiere
und besingen - - - nun: Vampire.
Oder and'res, was den Musen
spukt in Köpfchen oder Busen:
Liebesfreuden, Liebesleiden -
oft auch ein Gemisch aus beiden -,
jenes Musen-Urverlangen,
ein Vampirchen einzufangen,
ihm die Flügel zu bestempeln
und sein Herzchen umzukrempeln.
Seinen lahmen grauen Zellen
stiften sie Ideenquellen,
wo die Bächlein nur so rinnen.
Lob sei diesen Stifterinnen,
die bei jedem Biß ja ihren
Hals - im wahrsten Sinn - riskieren!

Schuld dran sind sie selber freilich:
Musen sind Vampiren heilig -
eigentlich. Doch beißen müssen
die, wenn jene sie nicht küssen.
Hat als Herz die Mus' ein Felschen,
bleibt der Biß nur in ihr Hälschen,
um Ideen aus ihr zu saugen.
Nur ist danach in den Augen
der Gesellschaft, die oft blöde
urteilt, der Vampir der Schnöde!
Und sie ruft sogleich nach Priestern,
spricht von mörderischen Biestern,
Mädchenbeißern, Musenschändern,
und da müsse man was ändern,
ein Exempel statuieren
an den scheußlichen Vampiren,
mit geweihtem Pflock ins Herzen
ohne Gnade aus sie merzen!

Ohne Unterscheidung alle
trifft der Haß in diesem Falle:
Auch die zahmen, beinah netten,
die nur gern ein Küßchen hätten,
wirft man in den Topf mit ihnen,
die den Zorn der "Bild" verdienen,
jenen Saugern, die der breiten
Öffentlichkeit Leid bereiten,
jenen fiesen wie Klaus Kinski
oder Monica Lewinsky.

Wie gesagt: nur von solch bösen
läßt die "Bild" uns ständig lesen,
um des Volkes Wut zu steigern.
Musen, die den Kuß verweigern,
bleiben unerwähnt hingegen,
wie der Fakt, daß ihretwegen
ganz allein, durch ihr Geziere
selbst die höflichsten Vampire
letzten Endes hin sich reißen
lassen, durstig zuzubeißen.
Schmerzt doch Durst (jetzt tut der Reim weh,
aufgepaßt!) noch mehr als Heimweh.

Nach Vermittlung dieser Kenntnis
zeig zumindest Du Verständnis,
lieber LEser, für Vampirchen:
Gegen ihren Durst ein Bierchen
gib 'mal aus - und LEserinnen,
laßt nicht ungeküßt sie sinnen,
spendet ihnen 'ne Idee!
Dank sagt Euch schon jetzt:
                                             SergeD.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 16.09.2008
Kategorie: Märchen & Fabeln

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