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Ayhan (in memoriam Hatun Sürücü)

SergeD. - März 2005

Ayhan ist schon in Deutschland hier geboren
und seine kleine Schwester freilich auch.
Doch Ayhan seinem Vater hat geschworen,
daß leben er wird stets nach Türkenbrauch.

So Ayhan wie sein Vater auf die Ehre
von Sippe, von Familie gibt acht.
Weil größtes Unglück, größte Schande wäre,
wenn Tochter oder Schwester Unsinn macht.

Doch Ayhans Schwester will nicht Kopftuch tragen.
Sie sagt, ein deutsches Mädchen tut das nicht.
So Ayhans Vater oft sie hat geschlagen,
damit sie lernt, was Türkenfrauenpflicht.

Sie heimlich ist in Disco auch gegangen -
bis Ayhans Freunde dort sie mal gesehn.
Danach sie Ayhans Vater hielt gefangen:
ein Jahr sie durfte nicht aus Wohnung gehn.

Und kaum sie durfte wieder Haus verlassen,
sieht Ayhan, wie sie einen Deutschen küßt.
Darauf sie Ayhan und sein Vater hassen
und sagen, daß sie deutsch, nicht türkisch ist.

Weil türkisch Mädchen nicht verletzt die Ehre,
nicht über die Familie bringt Schmach.
So Ayhan hat erteilt ihr eine Lehre,
wie Ayhan seinem Vater es versprach.

Ayhan von überall wird Lob bekommen,
daß er erstochen hat sein Schwesterlein:
weil sie wie deutsches Mädchen sich benommen. -
Ayhan, ich fürcht, wird nie ein Deutscher sein.





Über das Gedicht

Veröffentlicht: 04.03.2005
Kategorie: Nachdenkliches

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